Atari
Die Atari-Geschichte

Einleitung

Der Name „ATARI“ steht wie kaum ein anderer für die Videospiele der 1970er und frühen 1980er Jahre und das Entstehen einer milliardenschweren Branche. Aus der Idee, ein Telespiel zu einer Arcadeversion umzubauen und das Spiel nebenbei noch zu verbessern, wurde ein international agierender Elektronikkonzern — und wenig später ein Scherbenhaufen. Heute gibt es zwar wieder ein Unternehmen mit dem Namen Atari, jedoch handelt es sich dabei um eine französische Computerspielschmiede, die bis 2009 unter dem Namen Infogrames Entertainment bekannt war und sich 2001 die Reste der ehemaligen Atari Corporation gesichert hat.

Anmerkung: Dieser Artikel beschreibt die Geschichte der Marke von den Anfängen bis zum Verkauf der Marke an Infogrames im Jahr 2001. Da hinter den aktuellen Eigentümern der Marke mehr oder weniger eine Investorengruppe anstelle von innovativen Hard- und Softwaredesignern steckt, lasse ich den Teil – zumindest vorerst – ausgeklammert und gehe am Ende des Rundgangs nur stichpunktartig auf den weiteren Verlauf ein.

Start des Rundgangs Vorgeschichte

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Vorgeschichte
 

1972
 

1973
 

1974
 

1975
 

1976
 

1977
 

1978
 

1979
 

1980
 

1981
 

1982
 

1983
 

1984
 

1985
 

1986
 

1987
 

1988
 

1989
 

1990
 

1991
 

1992
 

1993
 

1994
 

1995
 

1996
 

1997 – 2001
 

Kurze Zeittafel

1970 • Gründung von Syzygy durch Nolan Bushnell, Ted Dabney und Larry Bryan
1971 • Entwicklung und Veröffentlichung von Computer Space, dem weltweit ersten öffentlichen Arcadespiel
1972 • Gründung von Atari durch Nolan Bushnell und Ted Dabney
• Veröffentlichung des Arcadespiels Pong
1973 • Veröffentlichung von u.a. Space Race und Gotcha
• Gründung von Kee Games
1974 • Veröffentlichung von Tank
• Gründung der Entwicklungstochter Cyan Engineering
• Start der Entwicklung einer TV-Spielkonsole
1975 • Partnerschaft mit der Kaufhauskette Sears
• Veröffentlichung der TV-Spielkonsole Tele-Games Pong
• Fusion mit Kee Games
• Start der Entwicklung einer modulbasierten Spielkonsole
1976 • Entwicklung und Veröffentlichung von Breakout durch Steve Jobs und Steve Wozniak
• Veröffentlichung der Pong-Konsole unter der eigenen Marke
• Gründung der Pinball Division
Quiz Show wird das erste Arcadespiel mit Mikroprozessor statt Logikschaltungen
• Neubau und Umzug der Hauptverwaltung nach Sunnyvale
• Verkauf von Atari samt Kee Games an Warner Communications
1977 • Start der Entwicklung eines Heimcomputer-Systems
• Vorstellung und Veröffentlichung des Video Computer Systems
• Der erste Atari-Flipper erscheint
• Gründung von Pizza Time Theatre, einer Mischung aus Restaurant und Spielhalle
1978 Ultra Tank wird das letzte Arcadespiel unter der Marke Kee Games
• Ray Kassar wird General Manager der Consumer Division
• Gründung von Atari Ireland und Eröffnung des Produktionsstandorts in Tipperary Town
• Pizza Time Theatre löst sich von Atari und wird eigenständig
• Atari Japan geht in Namco auf
• Carol Shaw wird die erste Programmiererin bei Atari
• CEO Bushnell wird auf einen Beraterposten abgeschoben und durch Kassar ersetzt
1979 • Einstellung der Flipperproduktion und Schließung der Pinball Division
• Bushnell verlässt die von ihm gegründete Firma
• Veröffentlichung der Heimcomputer 400 und 800
Lunar Lander wird das erste vektorbasierte Arcadespiel
• Zahlreiche Entwickler und Programmierer verlassen im Streit mit der neuen Führung Atari
• Gründung des Produktionsstandorts in El Paso, Texas
• Veröffentlichung des Arcade-Hits Asteroids
1980 • Vier ehemalige Atari-Programmierer gründen mit Activision den ersten Drittanbieter für Videospiele
Space Invaders für das VCS erscheint und macht die Konsole zum Hit
• Die Arcade-Klassiker Missile Command und Battlezone werden veröffentlicht
• Gründung der westdeutschen Landesgesellschaft Atari Elektronik in Hamburg
• Weitere Landesgesellschaften entstehen im Benelux und in Frankreich
• Gründung des Joint-Ventures Atari-Wong mit Sitz in Kowloon, Hong Kong
• Steve Wright prägt den Begriff Easter Egg für den versteckten Programmer Credit im VCS-Spiel Adventure
1981 • Vorstellung der holografischen Tabletop-Spielkonsole Cosmos
• Der Programmierer Howard Scott Warshaw wechselt von Hewlett-Packard zu Atari
• Atari wird zum Marktführer im Computer-Sektor
• Mit Centipede und Tempest erscheinen weitere Arcade-Klassiker
• Gründung der Atari Taiwan Manufacturing Corporation
• Start der Entwicklung eines Nachfolgers für das Video Computer System
1982 • In diesem Jahr erscheinen unter Anderem Pac-Man und E.T. für das VCS
• Veröffentlichung der Konsole 5200, Umbenennung des VCS in 2600
• Arcade-Hits von 1982: Kangaroo, Dig Dug, Pole Position, Millipede
• Veröffentlichung der Tele-Games Konsole Video Arcade II
• Eröffnung der Produktionsstandort in Limerick und Taipeh
• Ermittlungen der Börsenaufsicht gegen CEO Kassar und CFO Dennis Groth
• Weitere Landesgesellschaften in Italien und Japan werden gegründet
• Vorstellung der neuen XL-Computerserie zum Jahresende
1983 • Veröffentlichung des Atari 2800 in Japan
• Die XL-Computer kommen auf den Markt, angefangen mit dem 1200XL
• Krisenjahr für Atari: Bis zum Jahresende kommen über eine halbe Milliarde Dollar Verlust zusammen
• Schließung des Standorts El Paso und Lagerräumung samt Entsorgung in Alamogordo
• CEO Kassar verlässt Atari, James Morgan wird sein Nachfolger
• Gründung der AtariTel-Division
• Atari wird offizieller Computer- und Spielelieferant für die XXIII. Olympischen Sommerspiele 1984
• Sears stellt die Eigenmarke Tele-Games ein und nimmt stattdessen die Original-Hardware ins Sortiment auf
• Neue Vertriebslinien mit Atarisoft und speziell auf Kinder zugeschnittene Videospiele
1984 • Finanzierung und Lizenzvereinbarung mit Jay Miners Firma Amiga
• Einstellung der wenig erfolgreichen 5200-Konsole
• Vorstellung und Testveröffentlichung der Konsole 7800
• Warner sucht Käufer für die schwer angeschlagene Firma
• Übernahme der Consumer Division durch Tramel Technologies, Gründung der Atari Corporation
• Umbenennung der übrigen Firma in Atari Games
• Schließung der AtariTel Division und von Cyan Engineering, Verkauf von AtariTel an Medama
• Einstellung sämtlicher Hardware bis auf 800XL und 2600
• Markteinführung der 2600 Junior-Version in Europa
• Start der Entwicklung eines 16-Bit-Computersystems
1985 • Namco kauft das Arcadegeschäft von Atari Games auf
• Umbenennung des verbliebenen Rests von Atari in Atari Holdings
• Markteinführung Atari ST und XE
• Schließung Atari-Wong und Atari Limerick
• Mit Gauntlet und Paperboy erscheinen weitere Arcade-Klassiker
1986 • Erweiterung der ST-Serie um den 1040ST
• US-Veröffentlichung der Konsolen 2600jr und 7800
• Arcadespiele 1986: 720°, Championship Sprint, Gauntlet II, Road Runner
1987 • Markteinführung Mega ST, XE System und Atari PC
• Gründung der Videospiel-Tochter Tengen
• Mit Gremlins erscheint das letzte 5200-Spiel von Atari
• Namco gibt die Mehrheitsbeteiligung an Atari Games ab
• Hartech Limited veröffentlicht eine Taschenrechner-Serie unter der Marke Atari
• Perihelion Hardware und Atari arbeiten an einem Parallelrechner
• Atari übernimmt die Elektromarkt-Kette The Federated Group
• Atari Games kauft den Spielhallenbetreiber Barrel of Fun auf
1988 • Die Universität Stuttgart wird mit Atari-Computern ausgestattet
• Tengen erhält von Nintendo eine Lizenz zur Entwicklung von Spielen für das NES
• Atari Games beschafft sich die Entwicklungsunterlagen des Nintendo Lockout-Chips
• Führungswechsel bei der Atari Corporation: Sam Tramiel übernimmt von seinem Vater den CEO-Posten
• Die PC-Serie wird um die Modelle PC2 und PC3 erweitert
• Vorstellung des Parallelrechners ABAQ
• Gründung des Atari Computer Technologiezentrums in Braunschweig
• Gründung der Spielhallenkette Atari Expo
1989 • Überarbeitung der ST-Serie, der STE erscheint
• Einstellung des XE Systems außerhalb den USA
• Weltweite Auslieferung der Konsole 7800
• Vorstellung des Hotz MIDI Translators
• Einstellung der Atari Taschenrechnerserie
• Die PC-Serie wird um die Modelle PC4 und PC5 ergänzt, zum Jahresende aber von der ABC-Serie abgelöst
• Vorstellung des 32-Bit-Rechners Atari TT und des Laptops Stacy
• Markteinführung des Atari Lynx, dem weltweit ersten Handheld-Spielsystem mit Farbbildschirm
• Markteinführung des Atari Portfolio Palmtop-Computers
• Tengen bringt Tetris für das NES auf den Markt
• Nintendo strebt mehrere Prozesse gegen Atari, Atari Games und Tengen an
• Verkauf von 26 Federated-Filialen an Silo, Schließung der übrigen Märkte
1990 • Markteinführung Atari TT030, ABC286, ABC386 und Stacy
Klax kommt in die Spielhallen
• Start der Entwicklung einer Next Generation-Spielkonsole
• Time Warner erwirbt eine Mehrheitsbeteiligung an Atari Games
• Der Spielhallenbetreiber Atari Expo wird an Namco-America verkauft
1991 • Einstellung der Arbeiten am Atari Panther
• Markteinführung Mega STE, ABC386 II und Lynx II
• Einstellung der Serien 2600, 7800 und XE für den US-Markt
• Verkauf der Atari Taiwan Manufacturing Corporation
1992 • Markteinführung Atari ST Book und Atari Falcon
• Einstellung aller x86-Kompatiblen Computer mit Ausnahme des Portfolio
• Umzug von Atari Deutschland von Raunheim nach Schwalbach
• Atari Holdings, der letzte Rest der Atari, Inc. von 1976, wird liquidiert
• Das Europageschäft soll in Vianen zusammengeführt werden
• Die letzten Spiele für die Konsolen 2600 und 7800 erscheinen
• Straffung der Produktpalette: es verbleiben noch Falcon, STE, Portfolio, TT und Lynx im Sortiment
1993 • Einstellung des Atari Explorer-Magazins
• Atari Games und Tengen unterliegen in allen Belangen in den Prozessen gegen Nintendo
• Markteinführung der neuen Spielkonsole Jaguar
• Einstellung des Atari TT
1994 • Atari zieht sich im Laufe des Jahres vollständig aus dem Computermarkt zurück
• Neue Falcon-Modelle werden von der deutschen Firma C-Lab vertrieben
• Der Jaguar ist bis Jahresende weltweit zu haben
• Die Produktion des Lynx wird zum Herbst eingestellt
• Nintendo und Atari Games legen ihre Streitigkeiten endgültig bei
• Atari Games wird als Tochterfirma in den Time Warner-Konzern integriert
• Tengen wird in Time Warner Interactive umbenannt
• Für den Jaguar erscheinen u.a. Tempest 2000, Doom, Alien vs. Predator und Wolfenstein 3d
1995 • Vorstellung des Jaguar VR-Systems
• Veröffentlichung des Jaguar CD-Laufwerks und des Pro Controllers
• Entlassung der gesamten Entwicklungsmannschaft im November
• Einstellung der Hardwareproduktion zum Jahresende
• Die letzten Lynx-Spiele von Atari erscheinen
• Die Website atari.com geht unter dem Titel JagWire online
• Atari Games wird in TWi Games Division umbenannt
• Ausverkauf und Schließung des europäischen Zentrallagers in Vianen
• Veröffentlichung des Spiels Primal Rage auf zahlreichen Plattformen
• Mit Baldies erscheint bereits das letzte Jaguar CD-Spiel
1996 • Start des Labels Atari Interactive
• Die letzten Jaguar-Spiele erscheinen
• Atari und JT Storage fusionieren im Juli zur JTS Corporation
• Die TWi Games Division wird an WMS verkauft und wieder in Atari Games umbenannt
• Verkauf der Fabrik in Tipperary Town an Namco
1997 • Auflösung der Atari Hauptverwaltung in Sunnyvale
• Auflösung der britischen Atari-Landesgesellschaft
1998 • JTS verkauft die Atari Division an Hasbro
• Die Hasbro-Tochter HIAC XI wird in Atari Interactive umbenannt
• Mit Centipede für PCs erscheint der erste Softwaretitel von Atari seit 1996
• JTS meldet Insolvenz an
1999 • JTS wird liquidert
• Die Rechte an den Systemen Lynx und Jaguar werden freigegeben
• Schließung und Verkauf der ehemaligen Atari-Fabrik in Tipperary Town
San Francisco Rush 2049 wird das letzte Arcadespiel unter der Marke Atari Games
• Umbenennung von Atari Games in Midway Games West
2000 Gauntlet: Dark Legends wird das letzte Arcadespiel
• Mit Breakout erscheint das letzte Spiel von Atari Interactive vor dem Verkauf
• Hasbro Interactive, Atari Interactive und Games.com werden von Hasbro an Infogrames verkauft
2001 • Hasbro Interactive wird in Infogrames Interactive umbenannt
• Midway Games West gibt die Arcadespielproduktion auf und wird in ein PC-Spiel-Studio umgewandelt
2003 • Midway Games West stellt den Betrieb komplett ein • Infogrames Interactive wird in Atari Interactive umbenannt
2004 • Atari bringt die erste Flashback-Konsole auf den Markt
2005 • Die Konsole Flashback 2 erscheint
2009 • Infogrames Entertainment benennt sich in Atari SA um
• Mit der Insolvenz von Midway und dem Kauf durch Warner geht die ehemalige Atari Games an Warner über
2011 • AtGames Digital Media übernimmt von Atari die Produktion und Vermarktung der Flashback-Konsolen
2013 • Atari, Atari Interactive und Atari SA durchlaufen ein Insolvenzverfahren
2014 • Auf der Mülldeponie von Alamogordo werden die 1983 entsorgten Artikel ausgegraben
2020 • Atari bringt die Retrokonsole VCS auf den Markt
2022 • Nach stark rückläufigen Umsatzzahlen wird die Produktion des VCS eingestellt

Buchtipps zum Thema

Atari, Inc. – Business Is Fun (Marty Goldberg / Curt Vendel)
Once Upon Atari – How I Made History By Killing an Industry (Howard Scott Warshaw)
Atari – Kunst und Design der Videospiele (Tim Lapetino)

Filmtipps

Atari: Game Over (Dokumentarfilm über die Ausgrabungen in Alamogordo), USA 2014
Die Kinder von Apple, Atari & Commodore (Dokumentarfilm des NDR), D 1984
jOBS – Die Erfolgsstory von Steve Jobs (Spielfilm/Biopic), USA 2013
Letzte Seitenbearbeitung: 29. Dezember 2022