Unter dem Namen
Video Music (Modellnummer C240) brachte Atari im Jahr 1977 einen elektronischen Musikvisualizer zum Preis von $169,95 auf den US-Markt. Die Hardware von
Video Music analysiert die Intensität und Weichheit der Musik und wandelt sie in Farben und Muster um, die auf einem Bildschirm ausgegeben werden. Das Hauptgerät wird an eine Audioquelle angeschlossen, die mitgelieferte Umschaltbox hinten auf den Fernseher geklebt. Die Basisform der dargestellten Muster ist die Form eines zweigeteilten Diamanten, wobei der äußere Teil den linken, der innere Teil den rechten Audiokanal darstellt.
Im Gegensatz zu den Umschaltboxen der TV-Spielkonsolen verfügt die Video Music-Umschaltbox über einen 75Ω-Durchgang, so dass das Antennenkabel an der Umschaltbox eingesteckt bleiben kann und nicht jedes Mal vor Inbetriebnahme des Geräts abgezogen werden muss, um etwaige Interferenzen zu vermeiden. In der Position
Game wird das Bild von Video Music auf VHF-Kanal 3 ausgegeben, kann aber auch wahlweise auf den VHF-Kanal 4 umgelegt werden.
Wie oben erwähnt, wird
Video Music mittels Umschaltbox an einen Bildschirm angeschlossen. Daneben verfügt das Gerät über zwei Cinch-Eingänge für das Audiosignal, die mit einem geeigneten Ausgangsgerät, beispielsweise einer Stereoanlage oder einem Verstärker verbunden werden. Die Front besteht aus einer gebürsteten Metallplatte, die Seiten aus Spanplatten mit Walnussholzfurnier. An der Front befinden sich neben dem Ein-/Ausschalter fünf Drehregler und zwölf Tasten.
Funktionen der Drehregler
• GAIN L/R: Steuerung der Stärke des Audiosignals, damit wird die Größe des angezeigten Musters beeinflusst
• COLOR: Steuerung der Farbwiedergabe von einer einzigen Farbe bis zur gesamten zur Verfügung stehenden Farbpalette
• CONTOUR L/R: Steuerung der Form der angezeigten Muster anhand des Audiosignals von weichen bis hin zu harten geometrischen Formen
Funktionen der Tasten
• SHAPE
• SOLID: Statische Darstellung des angezeigten Musters
• HOLE: Einer der Audiokanäle steuert das äußere Muster, der andere das innere
• RING: Beide Audiokanäle werden als feste Outlinemuster dargestellt, deren Dicke sich nach der Taktrate richtet
• AUTO: Das System wechselt automatisch und sporadisch zwischen den verschiedenen Einstellungen
• HORIZONTAL DISPLAY
• 1: Zeigt ein generiertes Bild an
• 2: Zeigt zwei horizontal angeordnete generierte Bilder an
• 3: Zeigt drei horizontal angeordnete generierte Bilder an
• 5: Zeigt fünf horizontal angeordnete generierte Bilder an
• VERTICAL DISPLAY
• 1: Zeigt ein generiertes Bild an
• 2: Zeigt zwei vertikal angeordnete generierte Bilder an
• 4: Zeigt vier vertikal angeordnete generierte Bilder an
• 8: Zeigt acht vertikal angeordnete generierte Bilder an
Die Tasten im HORIZONTAL DISPLAY- und VERTICAL DISPLAY-Bereich haben unterstützende Funktionen, sobald die Taste SHAPE AUTO aktiviert ist (SCAN RATE 1/2/4/8, AUTO SCAN SOLID/HOLE/RING/AUTO ALL). Bei zeitgleicher Aktivierung der Tasten SHAPE AUTO und AUTO ALL wechselt
Video Music in einen halbautomatischen Modus, der zwischen Farben, Mustern sowie vertikalen und horizontalen Bildern hin- und herwechselt.
Entwickelt wurde
Video Music unter dem Codenamen
Project Mood von Robert Brown, der schon an der TV-Konsole
Pong mitarbeitete. Einer Erzählung von Allan Alcorn nach fragte ein Sears-Vertreter die Atari-Mitarbeiter auf einer Promotion Tour für das System, was die Entwickler wohl geraucht hätten, als sie sich das Gerät ausdachten, woraufhin einer der Atari-Angestellten sich einen Joint vor ihm angezündet haben soll. In den Patentanmerkungen vom März 1978 (US-Patentnummer 4081829A) wird
Video Music als
Audio activated video display, also etwa tonaktivierte Bildanzeige beschrieben.
Video Music war kommerziell gesehen ein Misserfolg und wurde nach nur einem Jahr bereits wieder eingestellt.
Das
Video Magazine berichtete im VideoTest Report 1978 über
Video Music, dort wurde es als solide entwickeltes Gerät und interessante Zusatzkomponente zum Stereosound beschrieben, gleichzeitig aber davor gewarnt, dass der Reiz des Neuen an einem solchen visuellen Erlebnis schon bald verfliegen würde. Es wurde für Menschen empfohlen, die es als entspannend, stimulierend oder therapierend empfinden, sich psychedelische Muster anzusehen.
Video Music war in einigen Musikvideos zu sehen, so benutzt die amerikanische Rockband Devo das Gerät in den Clips zu
The Day My Baby Gave Me a Surprize (Album: Duty Now For the Future, 1978) und
Beautiful World (Album: New Traditionalists, 1981). Im Videoclip zum Song
Robot Rock der französischen Electro-Formation Daft Punk (Album: Human After All, 2005) ist
Video Music ebenfalls vertreten. Die Muster werden im Spielfilm
Over the Edge von Jonathan Kaplan aus dem Jahr 1979 verwendet, als der stumme Johnny sie in seinem Schlafzimmer betrachtet, und auch in der Mysteryserie
Akte X hat das System in der Episode
Ghost in the Machine (Staffel 1, Episode 7, deutscher Titel: Die Maschine, 1993) einen kurzen Auftritt als Teil eines Videoüberwachungssystems.
Das Konzept der Musikvisualisierung kam 1995 in der CD-Erweiterung von Ataris Spielkonsole
Jaguar unter dem Titel
Virtual Light Machine noch einmal zum Einsatz.
Letzte Bearbeitung: 28. Januar 2024