Atari
Atari und die Musik

Einführung

Unterhaltungsindustrie schließt die Musik auch immer mit ein. Aus welchen Beweggründen die Musikbranche jedoch beim Arcadespiel-Produzenten Atari Einzug gefunden hat, ist historisch nicht ganz klar – vielleicht war es zu Beginn auch einfach nur eine Laune des Managements oder der Entwickler.

Atari und Homerecording Schon in den 1970er Jahren waren Atari und die Musik miteinander verbunden, es gab in Westeuropa Jukeboxen unter der Marke und in den USA den Effekt-Visualisierer Video Music. In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren waren dann der Atari ST und seine Nachfolgemodelle in vielen Tonstudios und auf zahlreichen Konzertbühnen weltweit präsent und etablierten sich zeitweise sogar zur Quasi-Standardausstattung, und auch der Hotz MIDI Translator, der über Atari vertrieben und auch in der Regel in Verbindung mit dem ST eingesetzt wurde, trug zum typischen Sound dieser Zeit bei. Die Beliebtheit des günstig zu beschaffenden Computers zog sich durchaus durch alle Musikgenres – Mike Oldfield nutzte einen ST und C-Lab MIDI-Software für das Album „Earth Moving“, Tangerine Dream setzte während Live-Auftritten fast ausschließlich auf den ST, er befand sich in den Tonstudios von Rapper Moses Pelham in Frankfurt und der Zillertaler Schürzenjäger in Tirol. Der russische Filmmusik-Komponist Aleksandr Zatsepin nutzte den ST ebenso wie Fatboy Slim, Mike Paradinas, Luke Vibert oder Jean Michel Jarre. „Your Woman“, der Nummer-1-Hit von White Town, entstand auf einem ST, ebenso der Dance-Hit „Sandstorm“ von Darude, der im Jahr 2000 in den Charts landete. Weitere Musiker und Gruppen, die den ST nutzten, sind unter Anderem Depeche Mode, Fleetwood Mac, Joey Negro, die Pet Shop Boys, die Utah Saints, Oscar Peterson, Genesis, BB King, Queen, Kraftwerk, Echt und viele andere, auch in den Tonstudios, in denen beispielsweise Michael Jackson oder Madonna ihre Hits aufnahmen, waren oft ST-Computer anzutreffen. Die Hitfabrik Stock, Aitken & Waterman (u.a. Rick Astley, Kylie Minogue, Jason Donovan, Bananarama) setzte ebenfalls auf den ST. Manch Künstler oder Gruppe nutzt den ST sogar bis heute – darunter beispielsweise Atari Teenage Riot oder Cabaret Voltaire. Einem Song leiht der ST sogar selbst seine Stimme – die Sprachausgabe im 1992er Technohit „Das Boot“ von U-96, der auf dem gleichnamigen Film von Wolfgang Petersen bzw. dessen Soundtrack von Klaus Doldinger basiert, stammt direkt aus dem Soundchip eines Atari ST. Der Grund in der Beliebtheit lag zum einen in den selbst in den kleinsten ST-Modellen serienmäßig verbauten MIDI-Schnittstellen, dem günstigen Anschaffungspreis für ein Komplettsystem sowie der für diese Zeit ausgesprochen guten Sequenzer-Software, wobei vor allem Notator von Emagic und Cubase von Steinberg zu erwähnen sind. Beim Hotz MIDI Translator war weniger der Preis, sondern vielmehr die schier unglaubliche Vielseitigkeit des Systems ausschlaggebend, könnte es im Extremfall doch sogar ein ganzes Orchester ersetzen.


Die Jukeboxen von Atari-France und Europe Electronique

Atari Hitparade 144 Im September 1974 kaufte die französische Atari-Tochter die Hälfte der Anteile am Jukebox-Hersteller Socodimex in Baume-les-Dames, was es dieser Firma erlaubte, die erst kürzlich geschlossene und seit der Schließung staatseigene Firma Electro-Kicker, die unter anderem die Jupiter Jukeboxen herstellte, wiederzueröffnen. Dort ließ man ab 1976 Jukeboxen unter der Marke Atari fertigen. Im selben Jahr jedoch wurde die Sparte schon wieder an Europe Electronique SA weiterverkauft, die Marke Atari von dieser Firma aber noch bis 1978 genutzt. Insgesamt erschienen 1976 und 1977 sieben solcher Groschengräber unter der Marke Atari.





Atari VideoMusic – Der elektronische Visualizer

Atari Video Music Mit Video Music erschien 1977 ein elektronischer Musikvisualizer für zu Hause. Hierbei werden Töne von der Hardware analysiert und als Bildsignale in Form von Farben und geometrischen Formen auf einem Fernseher ausgegeben. Das Gerät erwies sich allerdings als nicht besonders markttauglich und wurde schon 1978 wieder zurückgezogen. Die Idee allerdings überlebte, sie kam beispielsweise im Jaguar CD-Laufwerk als Virtual Light Machine zum Einsatz, auch im Nuon und den Abspielprogrammen Winamp, iTunes und Windows Media Player ist die Technik zu finden.


Hotz MIDI Translator – vollelektronischer Synthesizer

Hotz MIDI Translator Jimmy Hotz und Mick Fleetwood taten sich Ende der 1980er Jahre zusammen, um einen digitalen Synthesizer zu entwickeln. Geldgeber der Entwicklung war die Atari Corporation, deren ST-Computer bereits seit einigen Jahren bei Musikern sehr beliebt waren. Aus dieser Entwicklung ging schließlich der Hotz MIDI Translator hervor, der ab 1989 präsentiert wurde und 1990 auf den Markt kam. Ein seinerzeit revolutionäres System, der Synthesizer bietet zahlreiche nicht beschriftete und damit beliebig belegbare drucksensitive Pads. 1993 wurde die Hardware zur Software und als Hotz Translator for Windows vertrieben.




Letzte Seitenaktualisierung: 28. Januar 2024