Auch wenn Ataris Chefentwickler Shiraz Shivji die Technologie des IBM PC in einem Interview von 1985 als veraltet bezeichnete: Der Markt der auf dem Intel 8086 und seinen Nachfolgern basierenden Computern war schon zu dieser Zeit gigantisch und beherrschte etwa 70% des gesamten Computermarkts. Ausschlaggebend für den Erfolg waren weniger das Betriebssystem, das man zu dieser Zeit noch hauptsächlich mit Text-Befehlen über einen Kommandointerpreter bedienen musste, sondern vielmehr die Schaffung eines Quasi-Industriestandards und eine durch die Erweiterungssteckplätze fast unbegrenzte Anwendungsmöglichkeit – ein System, das man sich bei IBM vom Apple II abgeschaut hatte. Logisch, dass Atari in dem Markt dann auch mitmischen wollte.
Anfangs plant man erst noch eine Erweiterungsbox, eine Art Hardwareemulator zum Andocken für die Computer der
ST-Serie (die sogenannte "
DOS-Box", wie sie 1986 desöfteren angekündigt wird), recht schnell kommt man aber auf den Trichter, einen kompletten Computer zu entwickeln und diesen zu einem Kampfpreis auf den Markt zu werfen. Auf der Winter CES 1987 in Las Vegas wird der
Atari PC erstmals vorgestellt – schlankes Gehäuse im ST-Design, 8088-Prozessor, zu der Zeit noch wahlweise mit CGA- oder EGA-Grafikchip, 5,25″-Diskettenlaufwerk, Platz für eine 3,5″-Festplatte und ein Erweiterungssteckplatz – und zu einem bezahlbaren Preis, die CGA-Version soll laut Atari nur $499 kosten, die EGA-Version $699 – zum Vergleich: Gängige PC-Modelle liegen zu dieser Zeit noch deutlich über $1000.
Bis zum Erscheinen des Computers im Spätsommer 1987 wird noch nachgearbeitet, die CGA-Version in der Zwischenzeit gestrichen. Zusätzlich soll mit der
PCH204 eine externe 20MB-Festplatte dazukommen, auch eine Erweiterungsbox ist in Planung, die mehrere XT-Schnittstellen zur Verfügung stellen sollte. Im Sommer 1987 wird dann der durch ein größeres Gehäuse deutlich besser erweiterbare, technisch aber ansonsten identische
Atari Business PC vorgestellt, der sich im weiteren Verlauf zum Atari PC2 entwickeln sollte (woraufhin der originale Atari PC in Atari PC1 umbenannt wird).
1988 kommen mit
PC3,
PC4 und
PC5 drei weitere Modelle dazu – der PC3 basiert nach wie vor auf dem altbewährten 8088, der PC4 auf einem AMD-Klon des 80286 und der PC5 auf dem noch recht neuen 32-Bit-Prozessor 80386. Die Technik zu letzterem ist aber ein extern zugekauftes Mainboard, keine eigene Entwicklung mehr. Da der PC4 aus dem Stammwerk in Taiwan auf absehbare Zeit aber noch nicht lieferbar ist, wird der taiwanesische Hersteller Mitec mit der Lieferung einer umetikettierten Version des technisch sehr ähnlich gelagerten Modells Paragon 286VE beauftragt, der in Europa eine Zeit lang als
PC4 vertrieben wurde. Das letzte vorgestellte Modell, der PC4X, wird letztlich aber als
ABC16 286/60 veröffentlicht.
Denn: Trotz allem ist die PC-Linie nicht sonderlich erfolgreich, manche Modelle erscheinen auf Grund mangelnder Erfolgsaussichten nur in ausgewählten Ländern. 1989 wird daher die PC-Serie durch die
Atari Business Computer-Serie (ABC) abgelöst, die anfangs noch auf Technik der PC-Serie setzt, später aber nur noch aus günstig zugekauften Modellen besteht. Der Vertrieb der PC-Serie läuft noch bis etwa 1990/91, bis die Lagerbestände aufgebraucht sind.
Letzte Bearbeitung: 22. Juli 2024