Neben einigen anderen Neuheiten wurde der Fachwelt auf der CeBIT '89 in Hannover ein Prototyp des bereits im Oktober 1988 angekündigten und seit 1987 in Sunnyvale und Cambridge in der Entwicklung befindlichen Laptop-Computers
Stacy vorgestellt. Beliebt wurde der Laptop vor allem bei Musikern auf Bühnen und in Tonstudios, er löste oft die bis dahin oft verwendeten stationären Computer der ST-Serie ab. Technisch basiert Stacy auf dem
1040STF mit einigen technischen Neuerungen, so befindet sich nun ein SCSI-Controller im System, an den eine Festplatte angeschlossen werden kann, auch die vom
Mega ST bekannte batteriegepufferte Echtzeituhr ist in dem Laptop vorhanden. Die Bildschirmausgabe erfolgt primär über einen hintergrundbeleuchteten 11″ Flüssigkristallbildschirm aus dem Hause Epson, bei angeschlossenem Monitor wird das interne Display abgeschaltet. Zur Steuerung wird an Stelle der Maus (die man aber extern anschließen kann) ein eingebauter Trackball verwendet. Frühe Exemplare des Stacy Laptops haben auf der linken Seite einen zusätzlichen Deckel, hinter dem sich eigentlich eine Erweiterungsmöglichkeit befinden sollte. Da diese aber nicht ins Serienmodell übernommen wurde, wurde der Deckel im Werk mit dem übrigen Gehäuse verklebt und später ganz weggelassen. Ein Akkufach ist zwar vorhanden, wurde aber nur in der frühen Produktionsphase mit Kontakten ausgestattet – eine Akkuladung hätte, da in dem Laptop Komponenten von Desktopsystemen benutzt wurden, kaum länger als eine Viertelstunde durchgehalten. In den USA war der Laptop für Privatanwender durch die strengen FCC-Regularien nicht zu haben, er war nur für den kommerziellen und professionellen Gebrauch zugelassen (FCC Class A). Produziert wurde der Rechner bis etwa Ende 1992, als die Atari Corporation die Produktpalette auf nur noch vier Computermodelle zusammenstrich. Insgesamt wurden Schätzungen zufolge etwa 35.000 Stacy-Laptops produziert.
Das aus der Feder von Ataris Industriedesigner Ira Velinsky stammende Gehäusedesign wurde 1990 mit dem renommierten iF Design Award ausgezeichnet.
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Insgesamt unterscheidet man theoretisch ganze zwölf verschiedene Stacy-Modelle, davon vier in jeder RAM-Klasse. Die Modellnummer ist nach dem Schema LST-
0004 aufgebaut. Diese liest sich wie folgt: Die ersten drei Ziffern (die fett markierten Nullen) geben dabei die Werksausstattung an, die erste steht für den Arbeitsspeicher (1, 2 oder 4 MB), die zweite für die Anzahl der Diskettenlaufwerke (1 oder 2) und die dritte für das Vorhandensein und ggf. die Größe einer Festplatte (0 = keine Festplatte, 2 = 20 MB-Festplatte, 4 = 40 MB-Festplatte). Eine Stacy mit der Typennummer LST-4144 z. B. ist ausgestattet mit 4 MB Arbeitsspeicher, einem Diskettenlaufwerk und einer 40 MB-Festplatte, eine LST-1204 dagegen nur mit 1 MB RAM und zwei Diskettenlaufwerken, dafür ohne Festplatte. Am weitesten verbreitet sind Modelle mit einem Diskettenlaufwerk und einer Festplatte.
Frühe und später produzierte Modelle lassen sich an ein paar Details unterscheiden. Sehr früh produzierte Modelle haben ein zugängliches, nicht verklebtes Akkufach samt Anschlusskontakten, es wurde aber schon kurz nach Produktionsstart verklebt und ohne Kontakte ausgeliefert. Außerdem befindet sich auf der linken Seite neben dem ROM-Port eine weitere Abdeckung für den ursprünglich geplanten Erweiterungsbus, auch diese Abdeckung wurde schon sehr früh von Werk aus verklebt ausgeliefert, da es der Bus nicht bis ins Serienmodell geschafft hat. Bei später produzierten Modellen ist diese Abdeckung gar nicht mehr vorhanden, das Gehäuse wurde an dieser Stelle geschlossen. Sollte die rückseitige Abdeckleiste noch vorhanden sein, lohnt sich ein Blick auf diese: Ist eine dünne Metallplatte daran montiert, die man herausschwenken kann, handelt es sich um ein Stacy-Modell der späteren Produktionsjahre. Bei den frühen Modellen fehlt dieses Plättchen, was mitunter dazu führen kann, dass die Abdeckklappe während des Betriebs zuklappt und dabei beschädigt werden kann, ebenso die Stecker angeschlossener Geräte und durch das damit verbundene harte Aufsetzen des Laptops auf die Tischplatte unter Umständen auch die interne Festplatte. Außerdem haben späte Modelle vier kleine rechteckige Füße auf der Rückseite (samt Ausschnitten in der Abdeckklappe), um die Standfestigkeit bei aufrechtem Stand zu erhöhen.
Übersicht der Modellnummern |
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Laufwerke → ↓ Arbeitsspeicher |
1 Diskettenlaufwerk ohne Festplatte |
1 Diskettenlaufwerk 20 MB Festplatte |
1 Diskettenlaufwerk 40 MB Festplatte |
2 Diskettenlaufwerke ohne Festplatte |
1 MB RAM |
LST-1104 |
LST-1124 |
LST-1144 |
LST-1204 |
2 MB RAM |
LST-2104 |
LST-2124 |
LST-2144 |
LST-2204 |
4 MB RAM |
LST-4104 |
LST-4124 |
LST-4144 |
LST-4204 |
Atari Stacy Einzelne Bilder zum Vergrößern anklicken |
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Prozessor: Motorola 68000
Die Hauptarbeit im ST verrichtet der weithin bekannte CISC-Prozessor Motorola 68000 (
CISC steht für
Complex
Instruction
Set
Computer, zu deutsch etwa Rechner mit komplexem Befehlssatz), der bereits seit 1979 auf dem Markt ist. Er operiert intern mit einem 32-Bit-Register sowie einem 32-Bit adressierten linearen Adressraum (davon sind 24 Bit extern verfügbar), acht 32-Bit-Datenregistern, neun 32-Bit-Adressregistern, einem 16-Bit-Statusregister und besitzt einen 16-Bit-Datenbus. Im ST wird der 64-polige DIP-Chip 68000 mit 8 MHz getaktet und kann eine Million Recheninstruktionen pro Sekunde abarbeiten (1 MIPS). Der 68000 kommt beispielsweise auch im Apple Macintosh, Commodore Amiga, Sun-1 und DEC Vax 100 zum Einsatz. Der Betrieb eines arithmetischen Coprozessors ist im ST nicht vorgesehen.
Multifunktionsprozessor: Motorola 68901
Der 48-polige als MFP verwendete Mikrocontroller Motorola 68901 fängt im ST die Interrupt-Signale auf und ist mitverantwortlich für die serielle Schnittstelle.
Soundchip: Yamaha YM2149F oder General Instrument AY-3-8910
Der 40-polige DIL-Chip Yamaha YM2149, der ein leicht verändertes Derivat des GI AY-3-8910 ist, ist ein Sound- und Multi-I/O-Chip. Der AY-3-8910, der 1978 erschien und seither in etlichen Arcadespielen zum Einsatz kam – auch bei Atari (
Arabian,
Kangaroo) – aber auch in einigen Heimcomputern wie dem Amstrad CPC oder dem Sinclair ZX Spectrum, besitzt drei unabhängige Stimmen, deren Frequenz in jeweils 1024 Stufen und deren Lautstärken in jeweils 16 Stufen einstellbar ist. Dazu kommt ein gemeinsamer Hüllkurvengenerator für alle drei Stimmen, für jede Stimme kann dabei eingestellt werden, ob der Generator genutzt werden soll oder nicht. Zusätzlich gibt es einen Zufallsgenerator im Chip, der vom Prozessor abgefragt werden kann oder als Rauschgenerator dient. Jede der drei Stimmen besitzt am Soundchip ihren eigenen Ausgangspin, womit theoretisch ein Zweikanalton mit zusätzlicher gemeinsamer Stimme für links und rechts möglich ist. Neben der Tonerzeugung ist er noch für die Parallelschnittstelle sowie die Signale RTS und DTR der seriellen Schnittstelle zuständig und verwaltet mittels Drive Select und Side Select, welches Diskettenlaufwerk und welche Diskettenseite angesprochen wird.
Asynchronous Common Interface Adapter (ACIA): Motorola 6850
Der erste der beiden ACIA-Chips vom Typ Motorola 6850 regelt die Datenübertragung der MIDI-Schnittstellen und arbeitet mit einer Übertragungsrate von 31,25 kilobaud. Der zweite ACIA-Chip ist für die Übertragung von und zur Tastatur zuständig und arbeitet mit 7812 Bit/Sekunde.
Tastaturprozessor: Hitachi HD6301V1
Der Hitachi HD6301V1 überwacht Tastatur, Maus und Joystick. Er ist in jedem Modell in der Tastatur integriert, also getrennt von der Zentraleinheit.
Direct Memory Access (DMA): Atari C025913 oder C100110
Einer der von Atari entwickelten Spezialchips des ST ist der DMA, welcher innerhalb von nur vierzehn Tagen von John Hoenig fertig entwickelt wurde. Er steuert die Massenspeicher an und hängt mit 16 Leitungen direkt am Datenbus.
Floppycontroller: Western Digital WD1772
Der 28-polige WD1772 basiert auf dem FD1771 von Western Digital, besitzt gegenüber diesem aber noch einen zusätzlichen Datenseparator sowie einen Schreib-Vorkompensator und unterstützt doppelte Dichte, die vorgesehene Mindesttaktfrequenz beträgt 8 MHz. Er wandelt die 8 Bit breiten Daten des ST in serielle Daten für die Diskettenlaufwerke um und vice versa. Zudem liefert er alle Steuersignale für die Diskettenlaufwerke.
Grafikchip: Atari Shifter C025914 oder C301712
Der von Atari entwickelte Shifter verrichtet hier seinen Dienst, er ist hauptsächlich für den Bildaufbau verantwortlich. Dabei holt er sich die Bilddaten aus dem für die Bilderzeugung reservierten Teil des Arbeitsspeichers (32 kB) und gibt sie auf dem Monitor aus.
Memory Management Unit (MMU): Atari C025912 oder C100109 oder C100601
Die Speicherverwaltung übernimmt das Multiplexen der Adressen des Arbeitsspeichers, die Selektion des Bildschirmspeichers für den Grafikchip sowie die Selektion eines Arbeitsspeicherbereichs für die DMA.
GLUE: Atari C025915 oder C070714 oder C101602
Dieser 68-polige PLCC-Chip hat seinen Namen (zu deutsch Kleber oder Leim) nicht umsonst, denn er hält so ziemlich das ganze System zusammen. Er erzeugt beinahe alle Chip-Select-Signale von Arbeitsspeicher, Festspeicher und der Peripheriechips, die Taktfrequenzen mittels Teilerketten für die ACIAs und den Soundchip, die Synchronisations- und Austastsignale für den Monitor sowie die Signale für die Interruptsteuerung und den DMA-Betrieb.
Blitter / LCD-Video-Chip
Der Blitter sorgt für eine wesentlich flüssigere Grafikdarstellung und war eigentlich schon für die allerersten ST-Modelle geplant, jedoch konnte er auf Grund von Schwierigkeiten bei der Entwicklung und bei der Materialbeschaffung erst 1987 fertiggestellt werden. In der Stacy wird auch die Ansteuerung des Bildschirms von diesem Chip übernommen.
Der Atari ST verwendet
The Operating System (kurz
TOS) als Betriebssystem. Gerüchte besagen auch, dass
TOS für
Tramiel
Operating
System stehen solle. Bei den ersten Geräten muss TOS noch von Diskette nachgeladen werden – das System war bei Auslieferung noch nicht ganz fehlerbereinigt und konnte somit nicht auf ROM-Chips gebrannt werden. Näheres zum Betriebssystem und den verschiedenen Versionen auf der
TOS-Seite.
Ab Werk verwendete Betriebssystem-Versionen:
TOS 1.04 (ROM-Datum 06.04.1989)
Atari Stacy Schnittstellen |
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Schnittstellen-Bezeichnung |
Schnittstellen-Typ |
Anschluss für… |
Modem |
D-Sub-Buchse männl., 25-polig |
serielle Drucker, Modems |
Printer |
D-Sub-Buchse weibl., 25-polig |
Drucker, andere parallel arbeitende Geräte |
Floppy Disk |
DIN-Rundbuchse, 14-polig |
externe Diskettenlaufwerke |
Hard Disk |
D-Sub-Buchse weibl., 19-polig |
Festplatten, CD-ROM-Laufwerke |
Monitor |
DIN-Rundbuchse, 13-polig |
Bildschirme |
MIDI out |
DIN-Rundbuchse, 5-polig |
Musikinstrumente, MIDI-Netzwerk |
MIDI in |
DIN-Rundbuchse, 5-polig |
Musikinstrumente, MIDI-Netzwerk |
Power |
Hohlsteckerbuchse |
Netzteil |
ROM-Cartridge |
Platinensteckbuchse 2-reihig, 40-polig, Raster 2,54 mm / 0,1″ |
Steckmodule |
Mouse / Joystick 0 |
D-Sub-Buchse männl., 9-polig, ohne Schraubbolzen |
Maus, Gamecontroller aller Art, Trackball |
Joystick 1 |
D-Sub-Buchse männl., 9-polig, ohne Schraubbolzen |
Gamecontroller aller Art |
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Allgemeine Informationen |
Modelle |
LST-xxx4, genauer siehe unter Modelle |
Handelsbezeichnungen |
Atari Stacy (LST-1xx4) Atari Stacy 2 (LST-2xx4) Atari Stacy 4 (LST-4xx4) |
Hersteller |
Atari Taiwan Manufacturing Corp.
31 Min-Chu Road
Tamshui, New Taipei City Republik China |
Factory Code |
A1 |
Ankündigung |
22.04.1988 (Atari User Show, London) (als Stacey) |
Erstvorstellung |
14.11.1988 (Fall COMDEX '88, Las Vegas) (privat, als Stacey)
08.03.1989 (CeBIT '89, Hannover) (als Stacy) |
Im Handel |
09/1989 (LST-1124)
12/1989 (LST-2124, LST-4144)
01/1990 (LST-2144, LST-4144; nicht für Privatanwender erhältlich)
21.03.1990 (LST-4144) |
Produktion eingestellt |
12/1992 |
Technische Informationen |
Prozessor |
Motorola 68000 (CISC-Architektur) oder baugleiche Prozessoren |
Systemtakt |
8 MHz |
Rechenleistung |
1 MIPS |
Arbeitsspeicher ab Werk |
1 MB (Stacy, LST-1xx4)
2 MB (Stacy 2, LST-2xx4)
4 MB (Stacy 4, LST-4xx4) |
Festspeicher |
192 kB |
Betriebssystem ab Werk |
TOS 1.04 |
Grafikhardware |
Atari Shifter + Atari Blitter |
Auflösungen (Farben) |
320 × 200 (16) - Farbmonitor benötigt
640 × 200 (4) - Farbmonitor benötigt 640 × 400 (2) - über eingebautes Display oder ext. Monochrom-Bildschirm |
Farbpalette |
512 |
Soundhardware |
Yamaha YM-2149 oder General Instrument AY-3-8910 |
Audiokanäle |
3 programmierbare Soundgeneratoren (PSG) + Rauschgenerator |
Tastatur |
Schreibmaschine, 85 Tasten + 10 Funktionstasten |
Bildschirm |
11″ Flüssigkristallbildschirm mit Hintergrundbeleuchtung, monochrom (Epson-Teilenummer P300031800) |
Interne Massenspeicher ab Werk |
Diskettenlaufwerk 3,5″ 720 kB (1× bei LST-x1x4; 2× bei LST-x204)
Festplatte SCSI 3,5″ 20 MB (LST-x124)
Festplatte SCSI 3,5″ 40 MB (LST-x144) |
Statistisches |
Produzierte Stückzahl |
ca. 35.000 (alle Modelle zusammen) |
Neupreise |
03/89: DM 3398 (2024: ca. € 3623) (LST-1104/Stacy, geplant)
08/89: DM 3998 (2024: ca. € 4262) (LST-1104/Stacy, geplant)
04/89: $1495,00 (2024: ca. $3788) (LST-1104/Stacy, geplant)
04/89: $1995,00 (2024: ca. $5055) (LST-1124/Stacy, geplant)
01/90: $2499,00 (2024: ca. $6007) (LST-2144/Stacy 2)
01/90: $2899,95 (2024: ca. $6971) (LST-4144/Stacy 4)
01/90: $9899,95 (2024: ca. $23797) (LST-4144/Stacy 4¹; geplant)
09/89: £1299 (2024: £3332) (LST-1124/Stacy)
12/89: £1299 (2024: £3332) (LST-2124/Stacy 2)
12/89: £1799 (2024: £4615) (LST-4144/Stacy 4)
¹) mit HOTZ MIDI Translator und 2× HOTZ Translator Wing
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Downloads |
Werbeprospekte |
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Technische Unterlagen |
📋 Atari Rainbow TOS Addendum (englisch)
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Software |
💾 Atari ST Language Disk mit ST-BASIC
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Letzte Bearbeitung: 29. Juli 2024