Wenn man heute vom „Atari“ redet, dann ist meistens die erfolgreichste Spielkonsole der 1970er und frühen 1980er Jahre gemeint, die 1977 auf den Markt gebracht wurde: Das Atari Video Computer System (Entwicklungsname „Stella“, nach der Marke des Fahrrads von Hardwareentwickler Joe Decuir), später Atari 2600 genannt. Begonnen wurde mit der Entwicklung des Grafikchips TIA bereits im März 1976 bei Cyan Engineering, einer Tochterfirma Ataris, aus dem Gedanken heraus, dass man Arcadespiele doch auch zu Hause spielen können und man dafür nicht jedes Mal eine andere Konsole kaufen müssen sollte. Technisch den späteren Konkurrenten weit unterlegen, hatte das System durch die riesige Spieleauswahl aber die meisten Käufer angesprochen. Man verpasste es allerdings, das System durch Patente schützen zu lassen, was in einem Urteil in Prozess zwischen Atari und Activision dazu führte, dass der Richter Atari dazu verurteile, das System auch für Drittanbieter zu öffnen. Atari versuchte zwar noch, mit Lizenzbestimmungen gegenzusteuern, konnte sich aber nicht mehr durchsetzen. Bis Ende 1991 wurde die Konsole technisch nahezu unverändert produziert, lediglich das Äußere und das Platinenlayout wurden im Lauf der Zeit der Entwicklung angepasst. Man unterscheidet drei Grundmodelle, die jeweils noch in verschiedenen Versionen herausgebracht wurden: das ursprüngliche Video Computer System mit der Modellnummer CX2600, erkennbar an der Holzdekorfront und den sechs Schaltern auf dem „Höcker“, das zweite Modell mit der Modellnummer CX2600A (vier statt sechs Schalter, die zweite Version dieses Modells hatte dann eine schwarze Front und hieß nun Atari 2600) und die flache Variante, die meist „Junior“ genannt wird. Eine technisch leicht modifizierte Version ist die für den japanischen Markt gedachte Konsole
Atari 2800, die in Nordamerika zuvor schon als
Sears Tele-Games Video Arcade II vermarktet wurde. Seit 2007 ist das
Video Computer System Bestandteil der National Toy Hall of Fame in Rochester, New York, neben dem Rubik's Cube, Etch-a-Sketch und LEGO.
Das Video Computer System besteht im Grunde aus drei Chips: Dem Prozessor 6507, dem Peripheral Interface Adapter 6532 und dem von Atari bzw. deren Tochter Cyan Engineering entwickelten Television Interface Adapter TIA, der das Herzstück der Konsole bildet. Daneben befinden sich zwei Controllerschnittstellen, der Netzteilanschluss (3,5 mm Monoklinke), der RF-Modulator sowie natürlich der Modulschacht an Bord. Zur Steuerung verfügt das System über mehrere Schalter: An/Aus, jeweils einen Schwierigkeitsgrad-Schalter pro Controlleranschluss, den Schwarz-Weiß/Farb-TV-Umschalter, den Auswahlschalter
SELECT und den
RESET-Taster. Bei den Modellen ab September 1978 gibt es zudem noch einen Kanalwahl-Schalter.
Der mit 1,19 MHz getaktete 6507 aus dem Hause MOS Technology (einer Commodore-Tochter) ist ein Derivat auf Basis des weithin bekannten MOS 6502 und besitzt statt 40 nur 28 Pins. Daher ist der Adressraum des Prozessors auch auf 8 kB begrenzt. NMI- und IRQ-Anschlüsse werden nicht herausgeführt, wodurch hardwaregesteuerte Interrupts nicht möglich sind, dazu verfügt der 6507 nur über 13 Adressleitungen, einige andere Signale fehlen ebenso. Bei Atari wurde der 6507 unter der Teilenummer C010745 geführt und später auch von ATMC und Tandon im Diskettenlaufwerk
1050 verbaut.
Television Interface Adapter (TIA) |
Der von Cyan Engineering entwickelte Chip ist das Herzstück der Spielkonsole und sowohl für die Erzeugung des Fernsehbildes als auch als Zugang für die Steuerung der Hardware und für die Darstellung der Grafik verantwortlich. Er besitzt aus Kostengründen keinen eigenen Arbeitsspeicher – zur Zeit der Entwicklung lag ein Megabyte Arbeitsspeicher noch bei mehreren Zehntausend Dollar –, somit kann er die Grafik nicht speichern, sondern muss jede Bildzeile einzeln erzeugen. Die Daten dazu kommen aus Registern für die Hintergrundfarbe, einigen Registern, die die Hälfte einer Zeile repräsentieren und ab der Bildschirmmitte wieder gespiegelt oder wiederholt dargestellt werden können sowie fünf spezielle Grafikelementen:
- Zwei Linien mit jeweils acht Pixel, die die Sprites der Spieler darstellen. Die Darstellung dieser Sprites ist auf eine Farbe begrenzt und kann um den Faktor zwei oder vier gedehnt werden.
- Ein sogenannter Ball-Sprite, der die selbe Farbe wie das Spielfeld hat. Dieser kann eine Breite von einem, zwei, vier oder acht Pixel haben.
- Zwei Missile-Sprites, diese haben die gleiche Farbe wie der Spieler, auch hier beschränkt sich die Breite auf ein, zwei, vier oder acht Pixel.
TIA kann das Kollisionsverhalten einzelner Objekte auslesen und ausgeben. Die Register erlauben es dem Programmierer, Position und Farbe grafischer Objekte zu definieren. Auch ist der TIA dafür verantwortlich, zwei Audiokanäle für Geräusche zur Verfügung zu stellen und er ist zudem für die Eingabeabfrage zuständig. Dabei erkennt er die Signale von Digitaljoysticks oder Paddles und verarbeitet diese. Durch diese Beschränkungen ist es eine besondere Herausforderung, für das System Spiele zu entwickeln. Der TIA wurde später erweitert und als CTIA bzw. GTIA in den
8-Bit-Heimcomputern verwendet.
Peripheral Interface Adapter (PIA) |
Hier kommt der Input-/Output-Timer 6532 aus dem Hause MOS Technology zum Einsatz. Er enthält auch die 128 Byte Arbeitsspeicher der Spielkonsole, zwei bidirektionale digitale 8-Bit-Ein- und Ausgänge sowie einen programmierbaren Intervalltimer. Er ersetzt somit mehrere integrierte Schaltkreise.
Das VCS besitzt zwei Anschlüsse im Format DE-9 für verschiedene Spielsteuerungen. Die Schnittstellen sind hotplugfähig, das heißt, dass Controller im laufenden Betrieb aus- und eingesteckt werden können – was damals alles andere als die Regel war. Die Schnittstelle setzte sich ebenfalls bei der Konkurrenz als Standard-Controllerschnittstelle durch.
Belegung der Schnittstellen (Steckseite, Pin 1 oben links):
- 1: ↑
- 2: ↓
- 3: ←
- 4: →
- 5: Paddle B
- 6: Feuer
- 7: +5V
- 8: Masse
- 9: Paddle A
Die Module verfügen über 24 Leitungen, die zu jeweils 12 Stück auf Ober- und Unterseite der Modulplatine aufgebracht sind. Im Modul befindet sich der ROM-Chip mit dem Spiel, diese haben üblicherweise eine Größe zwischen 4 und 64 kB – alles über 8 kB muss vom Prozessor mittels Bankswitching angesprochen werden.
Allgemeine Informationen |
Modelle |
CX2600 CX2600A |
Handelsbezeichnungen |
Atari Video Computer System (1977–1982) Atari 2600 (1982–1992) Sears Tele-Games Video Arcade (1977–1983) |
Entwicklungsbeginn |
03/1976, Codename Stella |
Erstvorstellung |
06/1977: (Summer CES, Chicago) (VCS, 1. Version)
01/1983: 2600A (Winter CES, Las Vegas) (VCS, 2. Version)
05/1984: (Pressekonferenz, London) (2600 jr.) |
Im Handel |
05.09.1977: VCS/Video Arcade, 1. Version
07/1978: VCS/Video Arcade, 2. Version
1980: VCS, 2. Version
06/1981: VCS 2600A, 1. Version
09/1982: VCS 2600A, 1. Version
09/1982: Video Arcade, 3. Version
08/1983: 2600A, 2. Version
09/1983: Polyvox 2600
10/1984: 2600 Junior, 1. Version
10/1984: 2600 Junior, 2. Version
06/1986: 2600 Junior, 2. Version
06/1986: 2600 Junior, 3. Version
1991: 2600 Junior, 3. Version 128-in-1
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Produktion eingestellt |
07/1978: VCS/Video Arcade, 1. Version
09/1982: VCS/Video Arcade, 2. Version
08/1983: VCS 2600A, 1. Version
08/1983: Video Arcade, 3. Version
12/1984: 2600 Junior, 1. Version
06/1986: 2600A, 2. Version
06/1989, 2600 Junior, 2. Version
25.12.1991: 2600 Junior, 3. Version (US-Modelle)
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Hersteller |
Atari, Inc.
1215 Borregas Ave
Sunnyvale, CA 94089
USA
Atari International (Hong Kong) Ltd.
Atari, Inc. / Wong Electronics
King Yip Factory Bldg
59 King Yip St
Kwun Tong, Kowloon
British Hong Kong
Atari Taiwan Manufacturing Co.
31 Min-Chu Rd
Tamshui, New Taipei City
Republik China
Atari Ireland Ltd.
Raheen Industrial Estate
Ennis Rd
Limerick V94 R3KW
Republik Irland
Atari (HK) Limited
Rm K12/F Summit Bldg
30 Man Yue St
Hunghom
British Hong Kong
EFA
EFA Corp.
No. 3-2, Tzu Chiang 4 Rd
Chung Li Ind. Park
Chung Li City, Taoyuan Hsien, 320
Republik China
TRW Electronic Components
TRW Electronic Components Co.
Republik China
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Technische Informationen |
Prozessor |
MOS 6507
DIL-Gehäuse, 28 Pins
Taktfrequenz 1,19 MHz |
Arbeitsspeicher |
128 B (in PIA R6532 enthalten) |
Grafikhardware |
Grafikchip: Atari Television Interface Adapter (TIA) Auflösung max. 160×200 Pixel 128 Farben, davon maximal 16 gleichzeitig darstellbar RF-Modulator |
Audio-Hardware |
Soundchip: Atari Television Interface Adapter (TIA)
2 PCG-Audiokanäle (Pulse Code Generated) Tonhöhe 5 Bit Tonausgabe über Bildschirm |
Anschlüsse |
2 Controllerports Netzteil TV-Kabel Modulschacht |
Medien |
Steckmodule Kassetten (via Starpath/Arcadia Supercharger) |
Stromversorgung |
Steckernetzteil 9V/500mA Stromverbrauch 9W Klinkenstecker 3,5 mm, Pluspol an der Spitze anliegend |
Statistisches |
Verkaufte Einheiten |
insgesamt ca. 30 Millionen |
Spiele |
ca. 500–600 verschiedene |
Neupreise |
09/77: $179,00 (2024: $928)
09/84: $40,00 (2024: $121)
06/86: $49,00 (2024: $140)
02/89: $39,95 (2024: $101)
09/87: L. 99.000 (2024: € 117)
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Atari Video Computer System, Modell CX2600 / Sears Tele-Games Video Arcade, 1.+2. Version |
Die erste Version mit dem Spitznamen
Heavy Sixer wurde ab 1. August 1977 zusammen mit zwei Joysticks, einem Satz Paddles und dem Spiel
Combat an den Handel ausgeliefert und ab 5. September erstmals für knapp 180 Dollar verkauft. Wenn man sich die Konsole von innen anschaut, sieht man noch Überbleibsel aus der Entwicklungszeit, so waren unter anderem eingebaute Stereo-Lautsprecher geplant. Dieser sogenannte
Sunnyvale Heavy Sixer ist heute ein gesuchtes Sammlerstück, insbesondere mit der ersten Generation der berühmten Atari-Joysticks und den Spielen mit der sogenannten
Gatefold-Verpackung. Zu den Unterschieden zwischen den beiden 6-Schalter-Modellen siehe die Bilder weiter unten. Schon im Juli 1978 bekam die Konsole dann ein leichtes Facelift verpasst, die dicke Kunststoff-Bodenwanne wurde gegen eine wesentlich leichtere Version ausgetauscht und die Front geradegezogen. PAL-Modelle dieser zweiten Version wurden erst ab 1980 gebaut und in Europa ausgeliefert.
In Westdeutschland wurde die Konsole ab 1980 unter der Bezeichnung
VCS 800 von der Firma Unimex vertrieben. Während Konsole und Spielmodule im Original belassen wurden, wurden zusätzlich deutschsprachige Spielanleitungen beigelegt, denen auch ein deutscher Spieletitel verpasst wurde – so wurde aus
Maze Craze kurzerhand
Labyrinth und
Slot Racers wurde in
Hindernis-Rennen umbenannt. Diese Praxis wurde anfangs noch von der Atari Elektronik Vertriebsgesellschaft übernommen, bevor die Muttergesellschaft den PAL-Modulen mehrsprachige Anleitungen beilegen ließ.
Atari Video Computer System Einzelne Bilder zum Vergrößern anklicken |
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Unterschiede zwischen Heavy und Light Sixer |
Die sogenannten
Sixer-Modelle sind die ersten Versionen des Video Computer Systems bzw. des Atari 2600 und erschienen 1977 bzw. 1978 auf dem Markt. Die Bezeichnung rührt von den sechs Metallschaltern links und rechts des Modulschachts auf der Konsole.
Heavy beschreibt das mit 2000 g deutlich höhere Gewicht gegenüber dem Standard- oder
Light-Sixer mit nur 1560 g, was an der unteren Gehäusehälfte und an der massiveren Abschirmung des ersten Modells liegt. Alle diese Merkmale treffen auch auf die ersten beiden Versionen der
Video Arcade-Konsole zu.
Mitunter sieht man im Netz Angebote über angebliche
Heavy Sixer, die aber gar keine sind – allein die Aufschrift „Mfg. By Atari, Inc. Sunnycale CA“ macht aus einem VCS noch lange keinen Heavy Sixer, zumal auch die Light-Version und selbst 2600A-Modelle zum Teil in Sunnyvale produziert wurden. Es gibt rein äußerlich mehrere Merkmale, womit man die beiden Sixer-Modelle sehr schnell und zweifelsfrei auseinanderhalten kann:
Beim
Heavy Sixer ist die Frontpartie nach unten gewölbt, die Ecken der beiden Enden weisen einen recht großen Radius auf. Die Front des
Light Sixers ist dagegen geradegezogen, die Ecken haben einen kleineren Radius.
Die beiden VCS-Versionen haben sehr unterschiedliche Bodenwannen. Beim
Heavy Sixer ist diese recht schwer und massiv, die Seitenwände haben eine Stärke von 10 mm. Beim
Light Sixer wurde aus Kostengründen ein anderer Kunststoff verwendet und das Gehäuse weniger massiv ausgeführt, die Seitenwände haben hier eine Stärke von 3 mm. Die Außenmaße der gesamten Konsole sind daher auch etwas geringer.
Am auffälligsten dürfte jedoch die bei beiden Versionen komplett unterschiedlich gestaltete Rückseite sein. Beim
Heavy Sixer hat der untere Teil eine recht starke Umrandung und aus dem Kunststoff heraustretende Beschriftungen der einzelnen Schnittstellen, der untere Rand weist in Sachen Wölbung und Eckenradien die gleiche Charakteristik auf wie die Front. Die beiden Controlleranschlüsse haben jeweils eine erhabene Umrandung. Dagegen ist die Rückseite des
Light Sixers glatt, die Beschriftungen der Anschlüsse befinden sich auf einem Etikett. Die Ausschnitte der Controller- und Netzteilanschlüsse reichen bis zur Unterkante. Das TV-Kabel wird beim
Heavy Sixer über eine Gummimanschette nach außen geführt, beim
Light Sixer kommt das Kabel etwas weiter unten über eine einfache Aussparung aus dem Gehäuse.
Auch die Unterseite unterscheidet sich bei beiden Versionen recht stark. Beim
Heavy Sixer hat der zentrale Teil einen Rahmen, die vier Stellfüße sind etwas vertieft angebracht. Lüftungsschlitze befinden sich auf beiden Seiten, das Typenschild sitzt im oberen linken Viertel. Beim
Light Sixer findet man an der Stelle der linken Lüftungsschlitze nun den Kanalwahlschalter, die Stellfüße liegen etwas erhöht, das Typenschild sitzt mittig in der oberen Hälfte, und eine relativ große kreisrunde Vertiefung ist auf der linken Seite zu sehen, an dieser Stelle befindet sich im Inneren der Konsole eine Halterung für das TV-Anschlusskabel.
Atari Video Computer System / Atari 2600, Modell CX2600A /
Sears Tele-Games Video Arcade, 3. Version |
Im Juni 1981 folgte die dritte Version (Modellnummer CX2600A), hauptsächlich wurde die Elektronik überarbeitet und statt der Hauptplatine im dicken Alumantel und der zweiten Platine mit den Schaltern wurde nun alles auf eine Platine gesetzt und schräg im Gehäuse verbaut, die Schalter für die Schwierigkeitseinstellung wanderten dadurch auf die Rückseite und die Controlleranschlüsse nach oben auf die Rückseite des Höckers. Diese Version wurde zuerst außerhalb Nordamerikas verkauft, erst im September 1982 kam sie dann auch auf den amerikanischen Markt. Im August 1983 erschien dann die sogenannte
Darth Vader-Version, die nach dem Erscheinen der Konsole
5200 jetzt offiziell „Atari 2600“ genannt wurde. Bis auf die schwarze Front an Stelle der Holzimitation und die fehlende orange Umrandung des „Höckers“ ist die Konsole identisch mit dem 1981er-Modell. Begründet wurde die Designänderung ähnlich wie beim Wechsel ven den
400/800-Computern zur
XL-Serie mit dem Argument, dass ein komplett schwarzes Gerät sich besser in ein Hightech-Wohnzimmer der 1980er Jahre einfügen würde als ein Modell mit Fake-Holzfront. Ausgeliefert wurde die Konsole entweder mit
Pac-Man oder
Centipede.
Die Firma Polyvox aus Osasco nahe São Paulo erhielt für Brasilien die Lizenz zum Nachbau und zum Vertrieb des 2600 samt Spielen. Die ersten Konsolen, die im September 1983 auf dem brasilianischen Markt erschienen, entsprachen noch vollständig dem Atari-Original, bei späteren Versionen (Polyvox Atari 2600S) wurden die verchromten Schalter gegen Plastik-Druckknöpfe eingetauscht und die Controller mit der Konsole fest verbunden. Die Polyvox-Konsolen wurden noch bis in die 1990er Jahre gebaut und vertrieben, insgesamt brachte Polyvox auch 51 Spiele auf den Markt, die größtenteils aus der Atari- und Activision-Bibliothek stammen.
Auch die türkische Firma Me-Ta Elektronik Endüstri aus der Nähe von Istanbul erwarb 1984 eine Lizenz zum Nachbau der 2600-Konsole für den türkischen Markt. Hierbei wurde aber eine kleine Modifikation vorgenommen: Im Modulschacht wurden zwei Leitungen anders angeordnet, diese Änderung wurde auch auf die in der Türkei produzierten Module übertragen. Somit laufen auf der türkischen 2600-Version nur Me-Ta Spielmodule, nicht die originalen. Dafür muss entweder die Modifikation rückgängig gemacht werden (wodurch dann wiederum die Me-Ta Module unspielbar werden) oder ein Adapter in den Modulschacht eingesetzt werden.
Atari Video Computer System / Atari 2600 Bilder Einzelne Bilder zum Vergrößern anklicken |
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Im Mai 1984 wurde die Junior-Version vorgestellt: Deutlich kleiner und kompakter, aber innen noch dieselbe Technik. Das Design stammt von Ataris Industriedesigner Regan Cheng, entwickelt wurde die Konsole als
Atari 2200 (Projektname
Bonnie) vom WCI Atari New York Lab unter der Leitung von Gregg Squires und Steve Mayer. Atari litt zu dieser Zeit aber unter dem Videospiele-Crash in Nordamerika, nachdem die Firma Prozesse gegen Activision und Imagic verlor und selbst mit Insidergeschäften an der Börse in die Schlagzeilen geriet. Atari wollte ausschließlich eigene Spiele für die Konsole veröffentlichen, musste aber nach Klagen der beiden Hersteller nachgeben und die Konsole für Drittanbieter öffnen, was zur Folge hatte, dass in den kommenden zwei Jahren eine Unzahl von Modulen von Dutzenden Herstellern den Markt derart überflutete, dass die Spiele teilweise unter einem Dollar verkauft wurden. In der Folge mussten auch die Konkurrenten Coleco und Mattel die Preise für ihre Konsolen und Spiele radikal senken, um mithalten zu können. Zum Schluss gingen viele Spielehersteller pleite und Konsolenhersteller verschwanden ebenfalls wieder vom Markt. Zudem waren die Heimcomputer mittlerweile erheblich leistungsfähiger als die Konsolen und die meisten Spiele bereits auch dafür erhältlich. Die Version mit der schwarzen Blende ist die seltenste der Junior-Konsolen, sie wurde im Werk in Irland produziert und erschien im Oktober 1984, doch bereits gegen Jahresende wieder eingestellt. Die Version mit der Metallblende und dem kleineren Regenbogenstreifen erschien ebenfalls im Oktober 1984, das Modell mit dem auflackierten langen Regenbogenstreifen beim Relaunch der Konsole im Juni 1986. Die Konsole wurde auf Grund eines sehr günstigen Preises – 99 Mark gegenüber der rund 300 Mark für ein NES – erneut zum Renner und wurde zusammen mit der
32 in 1 Game Cartridge sowie mit einem oder zwei ProLine-Joysticks bzw. spälter anstatt dessen in Europa mit zwei Gamepads ausgeliefert. Parallel dazu wurden auch die alten Geräte des schwarzen 2600A vermarktet. Eine Sonderedition des Juniors erschien gegen Ende der 1980er mit einer anders gestalteten Verpackung und dem Spiel
Centipede statt der
32 in 1 Game Cartridge. Ende 1991 wurde die Produktion der NTSC-Module für den amerikanischen Markt eingestellt, die PAL-Versionen insbesondere für den Nahen Osten und Australien wurden durch verschiedene Auftragnehmer in China noch bis 1993 gefertigt. Die allerletzte Version erschien 1991 exklusiv in Australien und beinhaltete vier ROMs mit insgesamt 128 fest eingebauten Spielen. Der Color/BW-Schalter und der Kanalwahlschalter wurden in der Funktion verändert, so besitzt der nun als
Game Group bezeichnete ehemalige Kanalwahlschalter nun vier Rastungen zum Umschalten zwischen den vier Gruppen à 32 Spiele. Mit dem Color/BW-Schalter wird innerhalb einer Gruppe von Spiel zu Spiel weitergeschaltet. Eine bereits 1987 angekündigte Version mit eingebautem
Centipede wurde nicht realisiert. Das letzte von Atari produzierte Spiel war
Klax aus dem Jahr 1992, in Nordamerika war das letzte erschienene Spiel das von Axlon entwickelte
Secret Quest.
Atari 2600 „Junior“ Bilder Einzelne Bilder zum Vergrößern anklicken |
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Atari 2800 / Sears Video Arcade II |
Siehe Extra-Seite zu Sears Video Arcade II und Atari 2800
Unveröffentlichte Modelle |
Vermutlich Ataris erster Versuch, eine Low-Cost-Variante des Atari 2600 zu entwickeln. Im Inneren des bisher undokumentierten 2500 steckt ein ganz normales 2600A-Mainboard. Die Joysticks auf der Oberfläche sind sog. Mock-Ups, d.h. es ist nur das äußere fertig, Technik existiert noch nicht. Die langen roten Streifen stellen die Feuerknöpfe dar. Neben der grauen Version existiert noch eine schwarze.
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Bildquellen
Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von atarimuseum.com
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Bereits 1980 entstand unter dem Codenamen
RC Stella die Konsole 2700, die mit kabellosen Controllern arbeitet. Das ganze System war bereits fertig und im Januar 1981 wurde es auf der Winter CES vorgestellt, Flyer wurden verteilt sowie Bestellungen der Händler entgegengenommen, da fiel in der Qualitätskontrolle, durchgeführt von John Protsman, der Controller durch. Sein Signal konnte in etwa 300 Metern Entfernung noch empfangen werden. Atari 2700 Systeme in der Umgebung hätten beeinträchtigt werden können, auch eine Beeinflussung anderer funkgesteuerter Systeme wie beispielsweise Garagentorantriebe konnte nicht vollständig ausgeschlossen weren. Die Controller neu zu entwickeln hätte bedeutet, das ganze System neu zu entwickeln. Laut Dan Kramer wurden etwa ein Dutzend Konsolen samt Controllern produziert.
Die Controller arbeiten mit Funktechnik, die Stromversorgung erfolgt durch je einen 9V-Block (PP3, CRV9) pro Controller, die Antenne ist flexibel, die Controller sind als LEFT und RIGHT der Konsole fest zugeordnet und können nicht getauscht werden. Die Controller selbst sind 8-Richtungs-Joystick und 270-Grad-Paddle zugleich und beinhalten je eine seitliche Feuertaste und zwei drucksensitive Knöpfe (SELECT und RESET; auch auf der Konsole vorhanden). Bei Nichtgebrauch können die Controller im dafür vorgesehenen Stauraum in der Konsole aufbewahrt werden. Außerdem können sämtliche Spielsteuerungen verwendet werden, die auch mit der 2600-Konsole kompatibel sind, dafür hält die Konsole auf der rechten Seite zwei zuschaltbare Schnittstellen bereit.
Die Konsole selbst ist technisch identisch mit der 2600, aber mit ein paar Zusatzfunktionen versehen. Auf der Oberseite befinden sich zwölf drucksensitive Sensoren samt zugehöriger LED, hierüber kann zwischen Funk- und Kabelbetrieb der Controller (LOCAL, REMOTE), Farbe/Schwarzweiß-Grafik (COLOR, B-W), Schwierigkeitsstufe für beide Spieler (LEFT A, LEFT B, RIGHT A, RIGHT B) sowie JOYSTICK/PADDLE gewählt werden, auch die SELECT- und RESET-Tasten befinden sich auf der Konsole. Im hinteren Teil der Konsole befindet sich ein mit einer transparenten Klappe versehenes Aufbewahrungsfach für die Spielcontroller. Das TV-Kabel ist fest mit der Konsole verbunden und kommt unten aus dem Gehäuse raus.
Das keilförmige Design stammt von Roy Nishi und floss in die nachfolgenden Systeme
2800/Sears Video Arcade II (Kombi-Controller, Drucktaster auf der Konsole) und
5200 (Gehäusegestaltung, Controllergestaltung, Staubschutzklappe) mit ein. Kabellose Controller für die 2600-Konsole wurden 1983 von Cynex Manufacturing produziert und als
Atari Remote Control Wireless Joysticks ausgeliefert.
Atari 2700 Bilder Einzelne Bilder zum Vergrößern anklicken |
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Bildquellen
Bild 1: Atari Wiki
Bild 2: © 1982 Atari, Inc.
Bild 3: mit freundlicher Genehmigung von Curt Vendel
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Eine kompakte Version - hier ist alles, was man braucht, auf kleinstem Raum zusammengefasst. Die Konsole wurde 1982 vom WCI Atari New York Lab unter Leitung von Gregg Squires entwickelt. Vorlage für „Val“ war die ungleich größere Atari 2500 Konsole. Zu Marktforschungszwecken wurde ein brauner 2000 nach Sunnyvale geschickt, später noch eine blaue Variante. Beide wurden abgelehnt. Aus den Resten des Atari 2000 entstand ein Jahr später der Atari 2200, der Vorläufer des 2600 jr. 2000 Stück dieser Konsole, die als Entwicklerversionen oder Vorserienmodelle gedacht waren, sind im Jahr 1982 spurlos verschwunden.
Atari 2000 |
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Bildquelle
Bild mit freundlicher Genehmigung von atarimuseum.com
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Nur sehr wenig ist über dieses System bekannt. Es besitzt vier Controllerschnittstellen (analog zum
Atari 2800 bzw. Sears Video Arcade II), einen Erweiterungsport an der Vorderseite, sechs Tasten mit jeweils zugeordneter LED auf der Oberseite sowie einen Stauraum mit semitransparenter Klappe zur Aufbewahrung von Spielsteuerungen. Das von William Renteria gestaltete Gehäuse erinnert stilistisch stark an eine Mischung aus
Atari 400 und
Atari 5200. Vermutlich existiert auch nur dieses Gehäuse als Designstudie.
Atari 2900 |
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Bildquelle
Bild mit freundlicher Genehmigung von atarimuseum.com
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Kee Games Programmable Game System |
Die geplante, aber nicht veröffentlichte Konsole der Atari-Tochter Kee Games entspricht technisch vollständig der
zweiten CX2600-Version, fällt aber durch ihr knallbuntes Äußeres auf – der Grundton ist ein grelles Rot, die Bodenwanne ist weiter in Schwarz gehalten. Die Schalterblende und die Front sind mit Streifen in Gelb, Orange, Rot, Lila und Blau versehen.
Kee Games Programmable Game System |
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Bildquelle
Classic Gaming Expo 2005
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Grundsätzlich arbeitet das System mit Steckmodulen, die anfangs nur 4 kB Speicher boten, später gab es dann auch Module mit Speichergrößen bis zu 64 kB, die mittels Bankswitching angesprochen werden können. Die Firma Arcadia, später in Starpath umbenannt, brachte daneben noch Videospiele auf Kassetten auf den Markt, wofür ein spezielles Abspielgerät nötig ist.
▶ Spielmodule von Atari
▶ Spielmodule von Polyvox
▶ Spielmodule von Unimex
▶ Spielmodule von Me-Ta
▶ Spielmodule von Sears
Modulvariationen von Atari |
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1. Text-Version
Produziert zwischen 1977 und 1978. Auf dem stirnseitigen Etikett befindet sich links neben dem Namen des Spiels die Nummer des Moduls (in diesem Beispiel steht auf dem Etikett dann 01 combat für das Modul CX2601 Combat). Sie wurden in einer Verpackung ausgeliefert, die von vorne zu öffnen ist (die sogenannte Gatefold-Verpackung, die neun Spiele, die in dieser Variante erschienen sind, sind heute gesuchte Sammlerstücke. |
2. Text-Version
Diese Variante wurde zwischen 1978 und 1981 produziert. Die Verpackungen dieser Version waren dann wie alle nachfolgenden von oben zu öffnen. |
Bild-Version
Produziert zwischen 1981 und 1991. Etliche dieser Spiele gab es auch in der Variante mit Text-Etikett. |
Silber-Version
Eingeführt im September 1982. Von der Atari Corporation ab 1986 produzierte Module mit diesem Layout haben statt des glänzenden Etiketts ein simples graues Etikett. |
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Silber-Version
Eine Variation des 1982 eingeführten Silber-Labels hat an Stelle des roten Streifens den Namen des Spiels direkt im Bild stehen. Auch hiervon wurden ab ca. 1986 vereinfachte graue Module produziert. |
Rote Version
Diese wurden ab 1986 eingeführt, der Farbton bewegt sich dabei zwischen einem hellen Weinrot bis hin zu einem fast schon braunen Rotton. Im ersten Jahr nach Erscheinen waren die Bilder noch schwarz/weiß, ab 1987 wurden farbige Bilder verwendet. |
Kinder-Module
Die speziell auf Kinder ausgerichteten Videospiele wurden mit einem besonderen Layout versehen. Über den einfarbigen Hintergrund wurde ein andersfarbiges Gitternetz gelegt. Auch sonst weicht die Gestaltung stark von den anderen Variationen ab. Für Spiele mit dem Sesamstraßen-Motiv wurde gelb als Hintergrund verwendet. Die Spiele der Muppets-Reihe wurden lila hinterlegt, Snoopy hat einen roten Hintergrund und Spiele mit den Disney-Charakteren wurden blau hinterlegt. Diesen Spielen ist üblicherweise ein Overlay für den Kid's Controller beigelegt. |
Weitere Variationen
Oben gezeigt: Das Layout der 32 in 1 Game Cartridge, selbiges Layout hat auch die seltene 16 in 1 Game Cartridge. Zudem gibt es noch eine kuriose Variante des Moduls Defender in der Bild-Version mit blauem Hintergrund und roter Schrift.
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Letzte Bearbeitung: 25. August 2024