Das war das ursprüngliche Geschäftsfeld von Nolan Bushnells Atari. 1972 wurde
Pong aus Ralph Baers
Brown Box, einem Tennisspiel für den heimischen Fernseher, entwickelt und zum Test in „Andy's Capps“ in Sunnyvale aufgestellt. Wenige Tage später rief der Wirt an, man möchte das Teil abholen, es sei defekt. Es stellte sich aber heraus, dass der Münzbehälter übergelaufen war. Das war schließlich der endgültige Startschuss für die heute milliardenschwere Videospielbranche.
Atari präsentierte den ersten Trackball als Spielsteuerung von
Football im Jahr 1978, mit
Lunar Lander 1979 den ersten Vektor-Automaten sowie 1981 mit
Battlezone den ersten Farb-Vektor-Automaten und First-Person-Shooter. Um den noch jungen Markt zusätzlich anzuheizen, wurde die Firma
Kee Games im Jahr 1973 als Mitbewerber gegründet, beide Firmen entwickelten aber zum Teil gemeinsam und standen unter der gemeinsamen Führung Ataris. 1975 „fusionierte“ Kee Games mit Atari, 1978 wurde die Marke schließlich eingestellt. Atari war einer der führenden Spieleproduzenten während der sogenannten Goldenen Ära der Arcade-Spiele von den späten 1970er Jahren bis Mitte der 1980er Jahre. Die größten Hits dieser Zeit sind sicherlich
Asteroids,
Pole Position,
Centipede,
Tempest und
Missile Command.
Am 2. Juli 1984 wurde die Heimcomputer- und Konsolen-Division von Warner Communications an Ex-Commodore-Boss Jack Tramiel verkauft, die Arcadeproduktion verblieb vorerst bei Warner unter dem Firmennamen
Atari Games, bis sie Anfang 1985 von Namco aufgekauft wurde. Ab 1987 war die Firma eigenständig, nachdem Namco seine Anteile wieder verkauft hat. Tochter dieser Firma war ab 1987
Tengen, die die Spiele auf andere Systeme wie beispielsweise den Handheld
Lynx der Schwesterfirma und diverse Sega-Konsolen übertragen hat. Bis Mitte der 1990er Jahre blieb Atari Games eine der innovativsten Spieleschmieden, aus dieser Zeit stammen unter anderem die Spiele
Paperboy,
Gauntlet und
KLAX.
1993 kaufte Time Warner Mehrheitsanteile an Atari Games und benannte sie 1994 in Time Warner Interactive um, die Tochter Tengen wurde geschlossen. 1996 wurde TWI dann an Midway verkauft und wieder in Atari Games umbenannt. 1995 nutzte man erstmals die auf der Spielkonsole Jaguar basierenden CoJag-Hardware für den Automaten
Area 51. Die Marke Atari Games wurde noch bis 1999 aufrechterhalten. 2001 beendete Midway West seine Arcadeproduktion, 2003 wurden alle Aktivitäten eingestellt. 2009 kaufte Time Warner die Marke Atari Games von Midway West wieder auf, nutzte sie bisher aber nicht. Time Warner wiederum wurde 2018 von AT&T aufgekauft.
Dass die neueren Arcadespiele ab Mitte der 1980er Jahre als solche in Deutschland relativ unbekannt sind, hat einen einfachen Grund: Das Jugendschutzgesetz wurde 1985 erheblich verschärft, elektronische Bildschirmspielgeräte dürfen nur dann auf Kindern und Jugendlichen zugänglichen öffentlichen Flächen, außerhalb von gewerblich oder anderweitig geschäftlich genutzten Räumen der in deren unbeaufsichtigten Zugängen etc. aufgestellt werden, wenn ihre Programme für Kinder ab sechs Jahren freigegeben und gekennzeichnet sind (§13 JuSchG). Was zur Folge hatte, dass 1985 nahezu alle Arcadespiele aus der Öffentlichtkeit verschwanden, da eine solche Kennzeichnung nicht vorlag und in den allermeisten Fällen auch nicht zu bekommen war. Erst 2002 wurde diese Regelung wieder aufgehoben. Das sogenannte Goldene Zeitalter fand in Deutschland damit ein eher abruptes Ende (in den USA ging diese Ära erst Mitte bis Ende der 1990er Jahre zu Ende), hierzulande kennt man daher die neueren Arcadespiele eher als Konsolenversion. Durch die immer leistungsfähigeren Spielkonsolen und Computer spielt der Arcademarkt heute selbst in den USA kaum noch eine Rolle – in Japan ist die Beliebtheit dagegen nach wie vor ungebrochen.
Angeboten wurden die Arcadespiele unter verschiedenen Marken:
Nutting Associates / Syzygy Engineered (1971–1972) |
Auch wenn nur ein einziges Arcadespiel unter diesem Label erschien, ist es doch der eigentliche Beginn der Firma Atari und der Videospielbranche im Allgemeinen.
Computer Space war bis dahin vor allem an Universitäten als
Spacewar! auf sogenannten Minicomputern (in der Größe eines Kühlschranks) ein Begriff.
Die Marke Atari wurde zwischen 1972 und 06/1984 für die Veröffentlichung der meisten Arcadespiele aus diesem Haus verwendet, darunter viele Klassiker der sogenannten "Goldenen Ära" wie Asteroids, Missile Command, Tempest und Centipede.
Um den noch jungen Markt zusätzlich etwas anzuheizen, wurde 1973 eine Scheinkonkurrenz ins Spiel gebracht, mit der Atari in den Wettbewerb treten sollte. 1975 "fusionierten" Kee Games und Atari, Kee Games-Chef Joe Keenan wurde Präsident von Atari und die Marke Kee Games wurde noch bis 1978 weiter genutzt. Bekanntestes Kee Games-Spiel dürfte
Tank sein.
Auch hier erschien nur ein einziges Spiel (Shark JAWS), man wollte damit sicherstellen, dass es im Fall einer Klage durch die Filmfirma, die den Spielfilm "JAWS!" (dt.: Der weiße Hai) produzierte, nicht Atari sein würde, deren Name negativ auffällt.
Vertraglich bedingt musste die bei Warner Communications verbliebene Arcadesparte einen anderen Namen annehmen, um sich vom Computer- und Konsolenhersteller Atari Corporation zu unterscheiden, durfte aber weiterhin das allgemeine Logo verwenden. Verboten war der Firma allerdings eine Vermarktung der Arcadespiele als Portierung für Computer und Konsolen unter der Marke Atari bzw. Atari Games. Die Firma war von kurzer Dauer, bereits im Januar 1985 wurde die Arcadesparte an Namco-America verkauft und im März erfolgte die Umbenennung in Atari Holdings. Erschienen sind in dieser Zeit lediglich Star Wars: Return of the Jedi und Marble Madness sowie in Europa Crowns Golf.
Atari Games (1985–1996 – 1994–96: Atari Games/Time Warner Interactive) |
Namco-America kaufte Anfang 1985 das Arcadegeschäft der Warner Communications-Tochter Atari Games (vormals Atari) auf und übernahm die gesamte Firma. 1987 verkaufte Namco seine Mehrheitsbeteiligung und Atari Games wurde eigenständig, später wurde die Tochterfirma Tengen gegründet, um die eigenen Arcadespiele auch auf Heimsysteme portieren zu können. Unter der Marke Atari Games erschienen beispielsweise Gauntlet, Paperboy, Tetris, Hard Drivin' und Primal Rage. 1993 erwarb der Time Warner-Konzern eine Mehrheitsbeteiligung. Zwischen 1994 und 1996 hatte die Firma daher den Zusatz "Time Warner Interactive" im Namen, zeitweilig firmierte sie auch unter TWi Games Division.
Nach dem Verkauf von Time Warner Interactive an die Gruppe WMS Industries, die die nun wieder unter Atari Games laufende Firma an ihre Tochter Midway Games weitergab, wurde versucht, das ganze ein wenig zu modernisieren. Unter diesem Label erschienen beispielsweise San Francisco Rush, War: Final Assault und Vapor TRX.
Midway Games West (1999–2001) |
Die letzte Marke wurde ab 1999 genutzt und beendet das Kapitel "Atari" als Marke für Arcadespiele. 2001 wurde Midway Games West in ein Entwicklungsstudio für Computerspiele umgewandelt, 2003 schließlich ganz geschlossen.
Trotz aller Konkurrenz unter den einzelnen Herstellern kam es immer wieder zur Zusammenarbeit einzelner. So brachte Taito beispielsweise Atari-Arcadespiele in Japan auf den Markt, Atari wiederum Namco-Spiele auf den amerikanischen und Sega-Spiele auf den europäischen Markt, um nur mal ein paar Beispiele zu nennen. Details können der untenstehenden Liste bzw. der jeweiligen Spieleseiten entnommen werden.
Übersicht der Arcadespiele |
Letzte Überarbeitung: 24. Januar 2024